Schalke, Oktoberfest und die Urologie

Chirurg aus Partnerkrankenhaus in Tansania zu Gast im Marien-Hospital

 

„Hier arbeiten ja in jeder einzelnen Abteilung so viele Ärzte, wie bei uns im gesamten Krankenhaus.“ Fred Mwalutende staunte anfangs nicht schlecht, als er vor wenigen Wochen seine Hospitation im Marien-Hospital antrat. Der 34-jährige Mediziner arbeitet seit vier Jahren als Chirurg im Krankenhaus von Litembo – dem Partnerkrankenhaus des Marien-Hospitals in Tansania. Immer wieder sind in den vergangenen Jahren Mediziner und Pflegekräfte aus Marl aufgebrochen, um vor Ort Ärzte, Schwestern und Helfer im Umgang mit gespendeten medizinischen Geräten aus Deutschland zu schulen. Jetzt kam auf Einladung des Marien-Hospitals das erste Mal ein Mediziner aus dem tansanischen Krankenhaus und macht sich gegenwärtig mit modernen Untersuchungsmethoden und OP-Verfahren in Deutschland weiter vertraut. „Mir geht es vor allem darum, bei operativen Eingriffen gewebeschonende Techniken kennenzulernen. Da ist es am besten, wenn man direkt bei den Eingriffen im OP dabei sein und assistieren kann“, nennt Mwalutende ein Ziel seines Besuchs.

Die medizinische Koordination im Marien-Hospital hat Dr. Hans-Jörg Sommerfeld, Chefarzt der Urologie, übernommen. Obwohl urologische Krankheitsbilder, wie zum Beispiel die gutartige Prostatavergrößerung, auch in Tansania weit verbreitet sind, gibt es in dem afrikanischen Land mit seinen 40 Millionen Einwohnern nur eine Handvoll  Urologen. Deshalb liegt ein Hauptaugenmerk des tansanischen Mediziners darauf, seine chirurgischen Kenntnisse im urologischen Fachgebiet weiter zu vertiefen. „Wir behandeln aber auch viele Patienten, die mit Frakturen oder Leistenbrüchen zu uns kommen. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich auch bei Eingriffen dabei sein kann, die in das Fachgebiet der Allgemein- und Viszeralchirurgie und der Unfallchirurgie fallen“, freut sich Mwalutende.

Doch es ist nicht nur die Kenntnis moderner Instrumente und Operationsmethoden, die der Chirurg aus Tansania als hilfreich bezeichnet. Manchmal sind es einfach nur die eher nebenbei gemachten Erfahrungen, die er als Anregungen für den eigenen medizinischen Alltag mitnehmen wird. „Mir gefällt es zum Beispiel sehr gut, dass die Mütter hier ihre Kinder in den OP begleiten und bis zur Einleitung der Anästhesie dabei sein können. Das ist bei uns bislang nicht üblich, nimmt jedoch den kleinen Patienten eine Menge Angst und lässt sich einfach umsetzen“, meint Mwalutende. 

Damit während seines dreimonatigen  Deutschlandbesuchs nicht nur alles um die Medizin kreist, haben die Marler Kollegen für ihren Gast ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm auf die Beine gestellt: Dazu gehören zum Beispiel verschiedene  Städtereisen. Fred Mwalutende war aber schon „auf Schalke“ – natürlich mit passender blau-weißer Fanausstattung. Und was möchte er besonders gerne kennenlernen, wenn er noch einen Wunsch frei hätte? Fred Mwalutende überlegt nicht lange: „Das Oktoberfest“,  sagt er spontan und lacht.