Ein Besuch bei Freunden

25.06.2014

Mitarbeiter aus dem Marien-Hospital und dem St. Elisabeth-Krankenhaus reisten zum Partnerkrankenhaus in Tansania / Medizinische Versorgung auf vielen Ebenen verbessert

 

Vor über zehn Jahren begann die Partnerschaft zwischen dem Klinikverbund KKRN Katholisches Klinikum Ruhrgebiet Nord und dem Krankenhaus in Litembo, das im Südwesten Tansanias liegt. Inzwischen ist aus der anfänglichen Zusammenarbeit Freundschaft erwachsen. Regelmäßig wird deutsches Equipment in das afrikanische Land verschifft, und ebenso regelmäßig brechen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Tansania auf, um die Kollegen vor Ort mit der Medizintechnik und modernen Behandlungsverfahren vertraut zu machen. Im Gegenzug kommen afrikanische Ärzte nach Deutschland, um neue Therapien kennenzulernen.

Im April reisten Andreas Heidinger, Technischer Leiter im Marien-Hospital Marl, Dr. Werner Jax, ehemaliger Chefarzt der Inneren Abteilung im Marler Krankenhaus, und Monika Dammer, stellvertretende Pflegedirektorin im St. Elisabeth-Krankenhaus Dorsten, nach Tansania. Und sie hatten sich während ihres Aufenthaltes einiges vorgenommen: Verbesserung der Stromversorgung, Anleitung für endoskopische Untersuchungen, Neuausstattung der OP-Säle und Einrichtung einer kleinen Intensiveinheit.

Stromschwankungen oder gar der Ausfall der Energieversorgung waren in der Vergangenheit keine Seltenheit in Litembo. Zwar lieferte die Wasserturbine Stromkraft – aber verlässlich arbeitete sie nur in der Regenzeit. Und noch ein gravierendes Problem kam hinzu: Die Schwankungen in der Qualität der Energieversorgung führten dazu, dass viele medizinische Geräte funktionsuntüchtig wurden. „Das war ja nicht nur ein erheblicher finanzieller Verlust, sondern darunter litt vor allem die medizinische Versorgung“, stellt Werner Jax fest. Dies kann nun künftig nicht mehr geschehen. Denn bevor die Reisegruppe in Litembo eintraf, war schon mit Unterstützung des Rotary Clubs Recklinghausen-Haard ein Container nach Tansania geschickt worden. Darin befand sich unter anderem eine nagelneue Photovoltaikanlage. Andreas Heidinger installierte die insgesamt 62 Solarpaneels gemeinsam mit den Handwerkern des tansanischen Krankenhauses auf dem Dach der Klinik. Die Anlage liefert jetzt nicht nur in der sonnenreichen Zeit Strom, sondern gleicht auch die qualitativen Schwankungen im Netz aus, so dass die medizinischen Geräte intakt bleiben. Und mehr noch: Andreas Heidinger kann von seinem Schreibtisch im Marler Krankenhaus aus die Anlage in Litembo überprüfen und rechtzeitig per Mail die Kollegen in Litembo informieren.

Auch die Einrichtung des OP-Saals mit neuen Hygienespendern, einem Kompressor, der die Druckluftbeatmung der Patienten unter der Narkose verbessert, sowie mit OP-Tischen aus dem Marien-Hospital gehörte zu den Aufgaben des Technischen Leiters. Die neuen OP-Tische erlauben es nun auch, dass während einer Operation geröntgt werden kann – eine unerlässliche Voraussetzung, um Unfälle gut zu versorgen. Eine 30 Kilogramm schwere Röntgenröhre als Ersatz für das defekte Teil des Röntgengerätes in Litembo hatte das Team aus Deutschland gleich im Gepäck mitgebracht. Sie allerdings sorgte beim Umsteigen auf dem Züricher Flughafen für einige Aufregung, weil sich der Koffer nicht durchleuchten ließ. „Wir mussten den Security-Mitarbeitern des Flughafens erst einmal mit den vorbereiteten Zertifikaten nachweisen, dass sich in dem Koffer keine Bombe befindet“, schmunzelt Monika Dammer.

Was für uns selbstverständlich ist, gilt in Tansania noch als Seltenheit: Die postoperative Überwachung der Patienten. Monika Dammer richtete gemeinsam mit den Pflegekräften in Litembo eine kleine Intensiveinheit ein und leitete das afrikanische Team auch darin an, wie die Geräte zu bedienen sind. Drei Plätze stehen jetzt für die Monitor-Überwachung von Atmung, Herzfrequenz, Blutdruck und Blutzucker zur Verfügung. „Ein großes Problem ist allerdings die medikamentöse Versorgung der Intensiv-Patienten. Einige spezielle Kreislauf- und Herzmedikamente gibt es nicht in Tansania“, erzählt Monika Dammer. Die Lösung: Künftig werden diese Arzneimittel von Deutschland aus nach Tansania geschickt. Damit Versorgungsengpässe von vornherein ausgeschlossen sind, wurde ein elektronisches Logistiksystem vor Ort installiert. Die Software informiert nicht nur rechtzeitig, dass sich die Medikamenten-Bestände dem Ende zuneigen und Nachschub erforderlich wird; in die EDV-Hilfe ist auch ein Kalender integriert, der die Mitarbeiter in Litembo daran erinnert, wann welche medizinischen Geräte zu warten sind.

Ein großer Schritt in die Zukunft ist die Einrichtung einer kleinen Gastroskopieeinheit im Krankenhaus von Litembo. „Es gibt in einem Umkreis von 200 Kilometern keine weitere medizinische Einrichtung, die Magenspiegelungen durchführen kann“, sagt Dr. Werner Jax. Er schulte gemeinsam mit Monika Dammer die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Litembo im Umgang mit der Technik. Dass eine Magenspiegelung Leben retten kann, wurde bei den ersten endoskopischen Untersuchungen, die in Litembo vorgenommen wurden, deutlich. Denn gleich bei mehreren Patienten diagnostizierte man eine bösartige Erkrankung in einem Frühstadium. „Dank einer schnellen Operation haben diese Menschen die Chance, wieder geheilt zu werden“, freut sich das Team aus Dorsten und Marl, das sicher nicht zum letzten Mal die Freunde in Tansania besucht hat.