„Hilfe zur Selbsthilfe“ ist die beste Medizin

21. Dezember 2007

Katholische Kliniken intensivieren Zusammenarbeit mit ihrem Partnerkrankenhaus in Tansania

Am Anfang stand eine Begegnung: Als Dr. Werner Jax, ehemaliger Chefarzt der Inneren Abteilung im Marien-Hospital, vor einigen Jahren während einer Reise durch Tansania den Bischof der Diözese Mbinga kennenlernte, erfuhr er von dessen Sorgen: Das Krankenhaus in Litembo stehe unmittelbar vor dem organisatorischen Zusammenbruch, wenn nicht schnell ein Konzept zur Rettung des Hauses entwickelt würde. Wieder nach Deutschland zurückgekehrt, hatte Jax keine Mühe, die Verantwortlichen im Marien-Hospital und in der Katholischen Kliniken GmbH davon zu überzeugen, das Hospital in Tansania zu unterstützen. Seit dieser Zeit ist eine intensive Partnerschaft mit dem Krankenhaus in Litembo entstanden, die von der Überzeugung lebt, dass „Hilfe zur Selbsthilfe“ die beste Medizin ist. Mehrere Container mit medizinischen Geräten wurden inzwischen nach Tansania verschifft. Mehrmals brachen Ärzte aus Marl auf, um die Mitarbeiter in dem afrikanischen Land im Umgang mit der Medizintechnik aus Deutschland zu schulen.

Auch im November flog wieder eine Delegation nach Tansania. Dieses Mal mit dabei: Dr. Markus Reidt, Chefarzt der Anästhesie im Halterner St. Sixtus-Hospital, und Rüdiger Florin, Mitglied im Rotary-Club Recklinghausen Haard. Der Mediziner aus dem Halterner Partnerkrankenhaus hatte die Aufgabe, die Qualität der Anästhesie zu verbessern. Das hieß zum einen, Ärzte und Pflegepersonal in Litembo mit einem Narkosegerät vertraut zu machen, das das Marien-Hospital gespendet hatte. Darüber hinaus sollte Reidt die Anästhesie mit Sauerstoff einführen. „Bei einer Vollnarkose ist die Gabe von Sauerstoff notwendig, denn wenn das Blut nicht ausreichend damit gesättigt ist, kann dies zu bleibenden Schädigungen des Gehirns führen“, erklärt der Mediziner.

Nach zwei Wochen Schulung waren die afrikanischen Kollegen nicht nur fit im Umgang mit der neuen Narkosetechnik, sondern sie setzen jetzt auch ein Konzept zur Schmerztherapie um. „Bislang war es dort nicht üblich, dass man den Patienten nach einer Operation Medikamente gegen die Schmerzen gab. Deshalb haben wir gemeinsam überlegt, wie man mit einfachen Mitteln eine gute Schmerztherapie gewährleisten kann. Das neue Konzept kommt bei allen Medizinern und Schwestern sehr gut an. Und sie können dabei auf Medikamente zurückgreifen, die in Tansania erhältlich sind“, freut sich Reidt.

Weil die Partnerschaft zwischen den Katholischen Kliniken und dem Krankenhaus in Litembo inzwischen auf festen Füßen steht, geht der Blick von Dr. Werner Jax über das Krankenhaus in Tansania hinaus. „In der gesamten Diözese fehlen die Voraussetzungen für gute Medizin. Ich bin deshalb sehr froh, dass wir mit dem Rotary-Club Recklinghausen Haard einen wichtigen Partner gewonnen haben. Er unterstützt unsere Arbeit nicht nur finanziell und logistisch, sondern er fördert auch das Konzept ‚Hilfe zur Selbsthilfe’.“ Deshalb war dieses Mal auch Rüdiger Florin „mit an Bord“, um das Projekt der Rotarier „Trinkwasser für Lituhi“ weiter voranzubringen.

Im Gesundheitszentrum von Lituhi, einer Kleinstadt mit rund 6.000 Einwohnern, gab es lange Zeit weder Strom noch Wasser. Dank eines Strom-Generators, der vom Rotary-Club gesponsert wurde und im vergangenen Jahr per Container nach Tansania gelangte, kann inzwischen Energie erzeugt werden. Doch die Trinkwasserversorgung ist nach wie vor ein Problem. „Das beste Krankenhaus nützt ja nichts, wenn Trinkwasser fehlt. In Lituhi beispielweise schöpften die Menschen das Wasser aus einem mit Koli-Bakterien verseuchten Brunnen und aus verunreinigten Flüssen. Alle Menschen litten unter Durchfall“, erzählt Florin. Also war es seine Aufgabe vor Ort, die organisatorischen Weichen für sauberes Trinkwasser zu stellen. Dazu führte er Gespräche mit Vertretern der Diözese und staatlichen Stellen im Verwaltungsdistrikt. Geplant ist, eine Wasserquelle an eine funktionierende Pipeline anzuschließen, die das Wasser auch filtriert. Anschließend sollen Wasserreservoirs gebaut werden, die nicht nur das Gesundheitszentrum, sondern auch die Menschen in Lituhi versorgen. „Das Projekt hat gute Aussicht auf Erfolg, weil alle Beteiligten eingebunden sind. Wir stellen die finanziellen Mittel zur Verfügung. Für die Durchführung des Projekts, für Betrieb, Nutzung und Wartung der Anlagen sind die Tansanier selbst verantwortlich“, so Florin.

Übrigens: Im kommenden Jahr geht erneut ein Container nach Tansania auf Reisen. Er wird unter anderem Röntgen- und Ultraschallgeräte sowie eine Ausstattung für Intensivmedizin enthalten. Kein Zweifel besteht daran, dass dem Container ein Team von Medizinern folgen wird, um das Ziel „Hilfe zur Selbsthilfe“ weiter Wirklichkeit werden zu lassen.