Medizinische Hilfe in Tansania wird ausgeweitet

20. Juli 2006

Zweiter Container geht in Kürze auf Reisen

Was vor zwei Jahren mit einem Besuch des Bischofs Emanuel Mapunda aus Tansania begann, ist inzwischen zu einer festen medizinischen Partnerschaft zwischen dem Marien-Hospital und der Gemeinde Litembo geworden. Federführend bei diesem Kontinente-übergreifenden Projekt ist Dr. Werner Jax, ehemaliger Chefarzt am Marien-Hospital. Seit seiner Verabschiedung in den Ruhestand hat er sich mit großem Engagement diesem Projekt verschrieben. Und das mit Erfolg: Denn bereits zum zweiten Mal wird im Herbst ein Container mit medizinischem Gerät nach Tansania verschifft. Mit an Bord: ein Narkose-Beatmungsgerät, das das Marien-Hospital gestiftet hat, und ein Strom-Generator, der unter anderem vom Rotary-Club Recklinghausen-Haardt gesponsert wurde.

Herzstück der deutsch-afrikanischen Partnerschaft ist die „Hilfe zur Selbsthilfe“. Praktisch heißt das: Mediziner – unter anderem aus Marl – brechen auf, um vor Ort Ärzte, Schwestern und Helfer im Umgang mit den medizinischen Geräten aus Deutschland zu schulen. Mit dabei war Anfang des Jahres auch Dr. Stephanie Böddeker, internistische Oberärztin im Marien-Hospital. Ihre Aufgabe war es, die afrikanischen Mediziner im Krankenhaus von Litembo mit der Ultraschall-, EKG- und Endoskopie-Technik vertraut zu machen. „Das hat gut geklappt. Nach der theoretischen Einführung stand natürlich die Praxis im Vordergrund. Wir haben deshalb zwei Wochen lang jeden Tag einige Stunden geübt. Schon bald konnten die tansanischen Kollegen selbst die Befunde erstellen“, erzählt sie. Besonders am Herzen lag Böddeker die Ultraschallanwendung in der Geburtshilfe. „Man muss sich das vorstellen: Die Frauen kommen hochschwanger von weit her, sind manchmal an die 50 Kilometer zu Fuß unterwegs, um sich im Krankenhaus untersuchen zu lassen“, berichtet sie. Frauen, die kurz vor der Entbindung stehen, bietet die Klinik deshalb die Möglichkeit, bis zur Geburt ihres Kindes vor Ort zu bleiben. „Die Angehörigen sind in der Regel dabei, schlafen im Hof und bekochen die Familie. Dafür gibt es auf dem Gelände des Krankenhauses eine Kochstelle“, so die Marler Ärztin.

Dass der Wissenstransfer von Deutschland nach Tansania nachhaltig war, davon konnte sich Jax während einer zweiten Reise im Frühjahr überzeugen. Mit dabei dieses Mal: der frühere Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe der Paracelsus-Klinik, Dr. Johannes Lange, der die afrikanischen Mediziner mit Operationstechniken in der Gynäkologie vertraut machte.

Jax blickt optimistisch in die Zukunft des Krankenhauses: „Mitte Mai haben wir eine gute Nachricht von Misereor erhalten. Unser Antrag, für drei Jahre einen afrikanischen Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe als zukünftigen Chefarzt des Krankenhauses zu finanzieren, wurde bewilligt. Damit sind wir unserem Ziel, dass das Krankenhaus in absehbarer Zeit von afrikanischen Ärzten geführt werden kann, einen erheblichen Schritt nähergekommen.“